Stationsfest

Geschrieben: 01.11.2003


(3 Tage nach Wiedersehen)


Schon seit Wochen war die Rede von einem Fest in der Station anläßich des 55 jährigen Bestehens der Handelstation 507.

Heute stand es schriftlich an fast jedem Informationsträger und erschien als Ansage in jedem Stationsreport des Channel TV.


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Sam hatte nicht zu arbeiten, da heute der siebente Tag der Woche, frei war.
Sie schlief lange aus.

Nach um 9.00 Uhr Standardzeit piepte der Chronometer, der ihr als Weckmittel diente.
Kurz danach stellte sich die Radioübertragung des Channel TV ein, die Sam mit sanftem Stimmenklang unter anderm den festen Termin für die stattfindende Jubiläumsfeier nannte.

Samantha freute sich und lächelte glücklich.
Sie hatte die Augen noch geschlossen und lang entspannt auf dem Rücken.

Auf einmal knabberte wer an ihrem Ohr.

Angela Bekker war trotz des Sonntages um 7.00 Uhr aufgestanden.

Sie hatte bereits einen kurzen Spaziergang über ihr Wohndeck gemacht und bereitete jetzt ihren Frühstückstisch zu.

Nach einer Weile ließ sie sich in einer der Stühle sinken und griff gemütlich zu ihrem Toast.
Sie bestrich ihn mit mehreren Köstlichkeiten aus dem interstellaren Spezialitäten-Laden und ließ es sich schmecken.

Angela konnte einfach nicht zu lange schlafen und dösen.
Sie wurde generell durch ihren regelmäßigen Arbeitstakt und durch ihre Kondition um die gleiche Zeit geweckt. Auch wenn kein Wecker an war. Ihr Biorythmus hatte sich von selbst auf ihre Gewohnheiten in der Woche eingestellt.
Angela störte dies nicht.
So konnte sie sich mehr ihren Hobbys widmen.

Sie kaute genüßlich und dachte kurz an ihren Spaziergang.

Unterwegs auf dem Deck war Angela stetig die Reklame für das kommende Fest in die Augen gesprungen.
Sie grinste. Wirklich jeder Lokalitäten Besitzer hatte sich etwas dazu einfallen lassen.
Für Angela hieß es in der Zeit höhere Sicherheitsvorschriften zu vergeben.

Auf der Station selber würde es sehr heftigen Publikumsverkehr geben. Auch von außerhalb werden viele Rassen und Händler einströmen.

Das Fest sollte sich über einen komplette Woche ziehen und so war es ein lukratives Geschäft für jeden, der etwas zu verkaufen oder zu kaufen hatte.
Der Kriminalitätenanstieg kam somit autommatisch hinzu.

Doch das hatte noch Zeit.
Sie goß sich etwas von dem aromatischen viridianischen Kaffee ein und hob sich die Tasse zum Mund.

Um genau zu sein.

10 Tage.

Der Chrono holte Sheila aus ihrem wohlverdienten Schlaf und lies keine Runde, bevor sie aufgestanden war um das nervtötende Piepsen ab zu stellen. 10 Uhr Standardzeit war eine durchaus humane Zeit, für eine exotische Tänzerin, die bis nachts um drei uhr arbeitete, um auf zu stehen. Aber nicht wenn ihr die ganzen Knochen weh taten.
Es war Ewigkeiten her, als das letzte Mal ein derartig heftiger Muskelkater ihren Körper quälten. Aber T. war ein wahrer Schinder und all das nur wegen dieser 55- Jahrfeier, wo ein fast jeder Gewerbetätiger mehr oder weniger daran beteiligt war. Kari kam auf die gloreiche Idee eine Late-Night-Show aufzubauen. Dartsellerinnen ihre Tänzerinnen vom Subway und gerade Sheila als die begabteste, durfte als Haupttänzerin einspringen.

So kam es das Kari T. engagiert hatte um ihre Belegschaft auf das Fest vorzubereiten und natürlich nahm er Sheila am härtesten ran. Und das jeden Tag.
Selbst für Sam blieb da nur noch sehr wenig Zeit, aber sie hatte versprochen zu einem ihrer Auftritte zu kommen.

Mit einem Seufzen lies Sheila ihren Kaffee durch die Maschine laufen, duschte während dessen, zog sich an und trank danach in aller Ruhe ihren Muntermacher. Und dann noch 10 Tage, noch ganze 10 Tage musste sie zu T. laufen und sich seinen Schikanen unterziehen, aber es lohnte sich.
Er brachte ihr ein neues Gefühl für das Tanzen bei und sie fühlte wie sich dieses bei ihren Auftritten im Subway bemerkbar machten. Kari hatte jetzt schon viel Zulauf. Nach dem Fest würde der Club aus allen Nähten platzen. Vielleicht konnte Kari dann anbauen.

Mit diesen Gedanken beschäftigt lief Sheila durch das Deck hin zum Trainingsraum.

"Guten Morgen, mein Schatz" sagte WS zu seiner liebsten Sam.

"Leider bin ich schon ziemlich spät dran, aber ich wollte abwarten bis du aufgewacht bist." lächelte er ihr zu, da er sie die ganze Zeit angeschaut hatte als sie schlief.

"Zwar muss ich bei meinem jetzigen auftrag auch Sonntags ran, aber dafür bin ich die ganze Zeit über bis zur Lösung des Falls auf der Station... und das heißt bei dir."

WS küsste am nocheinmal auf den Mund, verabschiedete sich und verließ dann Geschwind die Wohnung um rechtzeitig wieder zur Stelle zu sein.

Weitere 5 Tage später:

Bekker ging gerade von ihrem letzten Termin für diesen Tag nach Hause.

Die meiste Arbeit war Dank ihrer Vorhersehung erledigt.
Der ihr zugeteilte Assistent, ein ziemlich kauziger Alter aus der ehemaligen Finanzabteilung, hatte ihr den größten Teil der Schreibarbeit abgenommen.
Sie wurde zwar nicht recht warm mit diesem unnahbaren Geschöpf, doch von seiner Arbeit verstand er einiges. Das Beste war aber, dass er diese Arbeit hier nur nebenbei machte und als eigentlichen Betrieb eine Imbissbude im 5 Quadranten der 2ten Wohnebene führte. Als Geschäftsleiter versteht sich.
Bekker lachte auf.
Natürlich kamen seine hiesigen Aufgaben auch seinem kleinen Wurstladen zu Gute.
Immer alle Vorschriften als erster wissend und ausführen lassend.

Naja.
Angela konzentrierte sich auf den Gehsteig, da sie großes Stimmengewirr vor sich vernahm. Eine riesige Gruppe Touristen strömte vom Hangar aus kommend auf die Einkaufsebene ein.
Angela freute sich ... teils für die Händler, die schon jetzt alles was sie hatten in ihre Schaufenster und Reklametafeln gestopft hatten.. teils für das Wachpersonal, welches gut zu tun hatte, Lohnerhöhungen und viele neue Hilfskräfte bekommen hatte.
Tja, keiner kann sagen, dass hier nicht viel los war.

Angela drängte sich an einigen Passanten vorbei und ging in ein Cafe und bestellte sich ein „Feierabend-Getränk“.

Francesco war erst seit eineinhalb Wochen auf der Station und dennoch hatte er das Gefühl beinahe jeden Quadratmeter des Decks zu kennen, auf dem er - ziellos so schien es zu sein, betont absichtslos - umherschlenderte. Ganz so ziellos allerdings war sein Spaziergang nicht, immerhin war er hier um zu überprüfen ob die Stationspläne, zu denen er sich Zugang verschafft hatte, auch noch auf dem aktuellsten Stand waren. Sorgsam prägte er sich die Wege ein, die Wachgänge des Sicherheitsdienstes, potentielle Verstecke, Möglichkeiten zu den Hangardecks zu kommen, wer weiß vielleicht würde er schneller von hier verschwinden müssen, als es ihm lieb war. Er warf einen beiläufigen Blick auf seinen Chronometer, nach seinen Berechnungen hätte er vor genau 1 Minute und 30 Sekunden die Deckwache passieren müssen, - ob das Wachsystem routierte? Wenn ja, in welchem Turnus?
Francesco hatte fest vor es herauszufinden und welcher Ort war dazu wohl besser geeignet als ein Café, zielsicher steuerte er auf das nächste zu, nahm an einem der Tische Platz, die ihm erlaubten mit dem Rücken zur Wand zu sitzen und zugleich einen Überblick über die Promenade zuließen, bestellte einen Drink, nicht ohne sich noch einen raschen Überblick über das Klientel verschafft zu haben.

Freitag Ach du meine Güte!

Und das Geschäft lief und lief..
Sam sah etwas angenervt auf ihren Cronometer.
Cyny, die Boutiken-Besitzerin war an der Kasse und die andere Aushilfe beriet gerade eine Botschafterin, die sich eine Tunika kaufen wollte.
Natürlich anläßlich des Festes.
Der Laden platzte zur Mittagszeit fast aus den Nähten und Sam war bis jetzt nur hin und her gehuscht um abzumessen, zu beraten, zu insprieren und abzuändern.
Cyny ließ die Kassen klingeln und trug ein breites zufriedenen Lächeln zur Schau. Sie hatte Sam in diesen Tagen zu Vollzeit eingestellt und dementsprechend wurde viel von ihr verlangt... Der Tag hatte nämlich 18 Stunden wenns danach ging. Kein Händler wagte es vor 20.00 Uhr Standardzeit die Türen zu schließen. Zumal das wegen den Restkunden die noch im Laden waren kaum ging...
Trubel über Trubel..
Doch das zusätzliche Gehalt + die Streßprovision die ihre Chefin ihr versprochen hatte ließen Sam unermüdlich durchhalten.
Sie lächelte brav und bediente das nächste Ehepaar.

Ws hatte sich seit 2 Tagen nicht blicken lassen. Sam wußte aber das er sich auf der Station aufhielt und so konnte sie die tiefen Sehnsuchtaattacken gut beiseite schieben.
Sheila hatte sie ebenfalls lange nicht gesehen. Nur einmal als sie ihre Einkäufe gemacht hatte. Die Arme hatte auch schwer zu schuften.
Tja wer für Kari arbeitete hatte nichts zu lachen..

Angela Bekker ließ sich den Cocktail richtig schmecken.
Das Getränk war teils giftgrün, teils neonblau. Und, stellte Bekker fest, es waren genug Prozente drin, um spürbar den Rauschhaushalt aufzubessern.
Deshalb trank Angela den Cocktail langsam und bestellte sich zusätzlich etwas zu Essen.

Das Cafe war sehr voll. Die Besucher wechselten ständig.
Der Geräuschpegel wurde durch die durchsichtigen Trennwände im Laden gedämpft. Nur wenn die Tür zur Aussenpassage aufging, tosten laute Stimmen hinein.
So eröffnete sich Bekker automatisch wie oft ein Gast ein und ausging.
Die Leute beim Reden, Essen und Spazieren zu beobachten, war zwar nicht ihr größtes Ineresse, doch um abzuschalten war es perfekt.
Bekker besah sich das Baguette, welches der Kellner gerade in diesem Augenblick vor ihr abstellte. Sie bedankte sich und bat den Kellner ihr gleich die Rechnung für den Drink und das Baguette zu bringen. Die männliche Bedienung nickte und hastete davon.
Bekker schaute dem Mann hinterher, registierte, dass er warscheinlich über jede Pause froh sein würde und hob das lange saftig belegte Brot an den Mund.
An ihrem Tisch zur Rechten saß eine Familie, bei der sich die Kinder um die Sorte ihres Nachtisches stritten, an der anderen saß ein Typ, welcher genau wie Bekker schon eine Weile hier war. Sein Glas war leer und trotzdem saß dieser noch da und sah aus dem Fenster. Bekker schloß daraus, das er entweder auf etwas oder jem. wartete oder er genau wie sie nichts besseres zu tun hatte.
Sie biß ein zweites Mal in das wohlschmeckende Baguette.
Der Kellner kam ihrem Wunsch entsprechend zurück an den Tisch und präsentierte die Rechnung.
Bekker hielt ihre Credit-Card hin und bestimmte hinzufügend ein paar Credits aufzurunden. Der Mann lächelte augenblicklich noch etwas freundlicher und schob ihre Geldkarte in den tragbaren Abrechner. Ein Zirpen bestätigte die Abbuchung und der Ausdruck den Betrag. Den Ausdruck bekam Bekker dann gereicht.

Nach dem Zahlvorgang widmete sich Angela dem Rest ihres Baguettes.
Als sie später aufstand und sich zu gehen wandete, registierte sie aus den Augenwinkeln das die Familie weg war, doch der Typ immer noch an seinem Platz verweilte.
Bekker Bekker, dachte sie. Dein Gehirn sollte endlich mal Feierabend machen.
Dein Job bringt das Abschecken von Personen automatisch mit. Finde den Ausschalter, rügte sie sich.
Sie mußte leise lachen.
Nun war sie eine der Personen, die beim Verlassen des Cafes das Stimmengewirr einfliessen ließ.

Francesco saß noch eine ganze Weile im Café, genau gesagt so lange bis er glaubte die Wachabläufe und ihren Wechsel verstanden zu haben, es würde noch eine Weile vergehen bis er sich wirklich sicher sein konnte. Auf seinen Wink hin kam kurze Zeit später der Kellner, auch er zahlte wie zuvor Angela mit seiner Creditcard, allerdings fiel sein Trinkgeld nicht im selben Rahmen aus, wie das des vorherigen Gastes.
Kurze Zeit später hatte die Menschenmenge auf dem Deck den Mann verschluckt und verwischte seine Spuren, die ihn zu seinem nächsten Ziel führten.