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 Jorran und Tjoola

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Jorran
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BeitragThema: Jorran und Tjoola   Jorran und Tjoola EmptyDi Nov 09, 2010 5:24 pm

Jorran und Tjoola


Hier kommt die Vorstellung von Jorran, seines Zeichens Besitzer eines kleinen Cafés/ Dinners (stellt euch das vor wie einen Amerikanischer Imbiß, wo es sowohl gehobenes Fast Food, aber auch Frühstück, Kaffee und Kuchen gibt) und Tjoola, pubertierende Twi'lek, die nicht so ganz zwischen ihrem Eigentum und dem anderer unterscheiden kann...
Leider muss ich die Geschichte gestückelt posten.
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Immer wieder verschwamm die Höhlendecke vor seinen Augen, dann versuchte er Schweiß und Blut aus seinen zugeschwollenen Augen zu blinzeln und weiter zu beobachten, wie graue Schatten über ihm vorbeizogen, bis er wieder nicht sehen konnte. Die Schläge und Kratzer, wenn sein Rücken oder sein Kopf über einen Stein geschleift wurde, bemerkte er kaum noch. Nach dem, was Ivturs Jungs mit ihm gemacht hatten, schien das nicht mehr zu zählen.
Irgendwann ließen ihn die beiden Schläger fallen. Auf dem Rücken starrte er weiter zur Decke auf und wünschte sich nur noch, dass dieser lange Alptraum endlich enden würde. Stattdessen schob sich Ivturs Gesicht, wie immer geschmückt mir einem falschen Grinsen, in sein Blickfeld. „Jorran!“ begrüßte ihn der Devaronianer mit widerlicher Heiterkeit. „Wie schön von dir, bei uns vorbeizusehen. Ich hatte so gehofft, einmal ausführlich mir dir... plaudern zu können.“ Auf dieses Stichwort gesellten sich zwei weitere grinsende Gesichter zu Ivturs. Einer der beiden Schläger stieß Jorrans Kopf mit seinem Stiefel an, aber ohne ihn wirklich zu verletzen. Wahrscheinlich hoben sie sich das Schlimmste für später auf.
„So gerne ich auch unser nettes Gespräch fortführen würde...“, Ivtur lächelte immer noch und Jorran entdeckte, dass er dieses Lächeln an dem Devaronianer am abstoßendsten fand. „...aber leider müssen wir auch zum geschäftlichen kommen.“ Abrupt endete Ivturs Grinsen. „Du warst ein ganz böser Junge, Jorran. Du solltest wissen, dass wir Fireeaters es persönlich nehmen, wenn man sich an einem von uns vergreift. Der arme Tyel hat sich nicht mehr von dem erholt, was du mit ihm gemacht hast. Er war zu nichts mehr zu gebrauchen, wir mussten ihn leider rauswerfen...“ Wenn er noch dazu fähig gewesen wäre, hätte Jorran jetzt vermutlich gelacht. Armer Tyel... Viele üble Gestalten gehörten zu Ivturs Bande, aber Tyel war mit Abstand der Übelste gewesen. Es ging nicht darum, ob er es verdient hatte, im Zusammentreffen mit Jorran den Kürzeren zu ziehen, es ging nicht um Gerechtigkeit. Für Jorran war es, wie immer, eine Sache des Überlebens gewesen und Tyel hätte ihn nicht nur umgebracht, er hätte es auch noch auf besonders schmerzhafte Art getan.
Obwohl das jetzt wohl auf das Gleiche herauskam. Ivtur lächelte schon wieder. Er hatte jetzt ein Messer in der Hand. „Nein, du hast es noch nicht verdient, zu sterben, Jorran, wir wollen doch alle aus dieser Hölle rauskommen, oder? Aber Strafe muss sein. Strafe muss sein, Jorran.“ Scheinbar abwesend säuberte sich der Devaronianer mit dem Messer die Fingernägel. Dann hielt er es sich vor das Gesicht und riss erstaunt die Augen auf. „Wozu brauche ich den dass? Das gibt es viel... interessantere Methoden.“ Wieder zogen sich Ivturs Lippen auseinander und enthüllten eine Reihe weißer, Nadelspitzer Zähne...



Kleider und Decke mit kalten Schweiß durchtränkt, schreckte Jorran auf. Irgendwie war die Vibroklinge, die er unter dem Kopfkissen aufhob, in seine Hand geraten und er wehrte mit einer Hand unsichtbare Angreifer ab. Es forderte eine echte Willensanstrengung von ihm, die Hand mit dem Messer sinken zu lassen und sich gleichzeitig zurück auf das Kissen fallen zu lassen.
Es war nur eine Erinnerung, ein Schatten. Es ist die Vergangenheit. Du nicht mehr auf Arktaz IV, du bist in deinem Bett, in deinem Geschäft. Es ist alles in Ordnung, versicherte er sich selbst. Aber es dauerte eine Weile, bis sein rasender Herzschlag und der Adrenalinspiegel ihm glaubten und er aus dem Bett klettern konnte, ohne Angst haben zu müssen, sofort umzufallen. Nur wieder ein Alptraum, dachte er, während ins Bad stolperte. Aber eine Hand, die unwillkürlich zu der gezackten Narbe, oder besser, der Kerbe, wo ein ganzes Stück Fleisch fehlte, erinnerte ihn, dass es doch mehr als „nur“ ein Alptraum war.
Im Bad hielt er seinen Kopf vollständig unter einen kalten Wasserstrahl, bis sich auch seine Gedanken etwas beruhigt hatten. Als er schließlich den Kopf hob, traute er sich fast nicht, sein eigenes Spiegelbild anzusehen. Wasser tropfte noch immer an seinem Kinn und an seiner Nase herunter, gaben ihm das irreale Gefühl, gerade geweint zu haben. Mit einer Hand wischte er die Tropfen fort. Weinen konnte man verlernen.
Eine Sekunde musterte er dann doch sein eigenes Gesicht im Spiegel, die grauen Strähnen, die Falten, der Bartansatz, den er irgendwie nie wegbekam und im Moment auch noch tiefschwarze Ringe unter den Augen. Kein Wunder, dass man ihn normalerweise von annehmbaren fünf bis auf deprimierende zwölf Jahre älter schätzte, als er eigentlich war. Sein Aufenthalt auf Arktaz IV hatten ihn an Körper und Seele vor seiner Zeit altern lassen.
Und damit war er noch gut davon gekommen. Arktaz IV war nicht nur ein Gefängnis, es war ein einziger Kampf ums überleben. Das war das Konzept hinter dem Gefängnisplaneten; man warf die Insassen hinein und wartete, wer nach seiner Strafperiode wieder herauskam. Man brauchte noch nicht einmal viel nachzuhelfen, der Mangel an Wasser und Nahrung, die extremen Jahreszeiten, die sich ewig hinzogen und die angenehme Gesellschaft der anderen Kriminellen dünnte die Anzahl der Insassen von ganz alleine aus. Wer trotz allem doch überlebte, gehörte normalerweise zu einer von zwei Kategorien; er war gebrochen, ein seelisches Frack, dass seinen Verstand höchstens noch zum Betteln zusammen hatte. Die andere Alternative war kaum besser; den letzten Rest von Menschlichkeit vernichtet, waren diese Häftlinge völlige Psychopathen und wurden nach noch grausameren Verbrechen entweder getötet oder gleich wieder weggesperrt.
Wie Jorran selbst es geschafft hatte, seinen Verstand, seine Menschlichkeit und auch noch sein Leben zu behalten, wusste er auch nicht so genau. Manchmal, wenn es ganz schlimm war, glaubte er immer noch, dass ihn die Erinnerung wahnsinnig machen müsste, aber es gab immer einen Grund nicht aufzugeben.
Wer hätte gedacht, dass das in seinem Fall so etwas einfaches wie sein Café sein konnte? In seiner Jugend hätte er bei dem Gedanken, dass er völlig damit zufrieden sein konnte, ein kleines Geschäft zu leiten und zu hoffen, dass der Rest seines Lebens von allem Aufregenden verschon blieb, laut gelacht. Aber so war es eben. Er wollte nichts mehr von dem, was ihn vor Jahren dazu getrieben hatte, sich einer Bande von Piraten anzuschließen, keinen Reichtum, keine Abenteuer, keinen Ruhm. So wie sein Leben jetzt war, war er zufrieden.
Mit einem Handtuch trocknete er sich das Gesicht ab. Auch wenn es noch mitten in der Nacht war, konnte er genauso gut das Geschäft aufmachen. Da er nur wenig schlief, war sein Café in der Regel das erste, dass seine Türen öffnete und meistens eines der spätesten, das sie wieder schloss. Natürlich gab es trotzdem die verhangenen, klebrigen Schuppen, die immer zuletzt zu schließen schienen, aber wer etwas essen wollte- zumindest ohne sich Krankheiten von Zehn verschiedenen Systemen zu holen- war bei Jorran besser aufgehoben.


Die Morgenstunden waren eine ganz besondere Zeit und er genoss diese Zeit immer besonders, auch wenn ihm das durchschnittliche menschliche Frühstück nicht solche Handwerkskunst abverlangte, wie die anderen Mahlzeiten. Wenn er gerade aufgemacht hatte, trafen sich sehr unterschiedliche Leute in seinem Dinner. Die einen waren die Arbeiter, müde nach einer harten Nachtschicht oder müde vor dem antreten der Tagschicht, mit dem Wunsch nach einem guten Frühstück oder einem guten Abendessen, je nachdem. Jeden Morgen kamen sie zur gleichen Zeit, die gleichen Gesichter, seit Jahren. Obwohl weder Jorran noch die meisten Arbeiter sich wirklich gerne unterhielten, kannte er inzwischen alle ihre Probleme. Er wusste ganz genau, wann Gart wieder mit seiner Frau gestritten hatte, wann Jaella wieder bei der Beförderung übergangen worden war, wann Nuurks Bein wieder zwickte. Manchmal kam es ihm so vor, dass sich nie etwas veränderte. Aber das war ihm so auch am liebsten.
Die zweite Gruppe hätte sich von den schweigend ihr Koffein schlürfenden Arbeitern nicht stärker unterscheiden können. Nach durchfeierten Nächten in den nahen Clubs kamen sie in sein Café um runterzukommen oder ein frühes Frühstück zu verzehren, manch einer noch fast hysterisch aufgekratzt und noch längst nicht bereit, nach Hause und ins Bett zu gehen. Diese Gäste betrachtete Jorran mit einer Spur Nostalgie, Neid und ein wenig Unsicherheit. Für ihn lagen die Zeiten, in denen er selbstvergessen feiern konnte, einen Gefängnisaufenthalt weit zurück. Wenn er „ausging“, dann höchstens um ein anderes Restaurant zu probieren (was selten geschah) oder sich entschlossen zu betrinken. Letzteres endete meistens damit, dass er grimmig einen ganzen Abend vor sich hin brütete, am nächsten Morgen völlig niedergeschlagen aufwachte und sich fragte, wie er jemals auf die Idee hatte kommen können, dass Alkohol ihm beim Problembekämpfen helfen konnte.
Immerhin erinnerten ihn die Partygänger daran, dass es vor seiner Ladentür noch immer die chaotischere, aufregende Welt gab, von der er als junger Mann in den Getreidefeldern seiner Heimat geträumt hatte.
Seine erste Handlung am Morgen war immer, das Holoschild draußen anzuschalten, das große blaue mit dem einfachen Namenszug Jorrans Dinner und das kleine, das abwechselnd verkündetet Geöffnet Willkommen und Frische Banthaburger, oder was er sonst gerade im Angebot hatte. Mit dem Anschalten seines altersschwachen Servierdroiden wartete er normalerweise bis die ersten Gäste da waren, dann setzte er auch erst die Getränke auf.
Doch erst mit dem öffnen der Tür war auch sein Café so richtig geöffnet, doch heute wurde die Tür durch ein grünes Bündel blockiert. Während er noch die Tür ein Stück weiter schob, überkam ihn eine dunkle Ahnung, die sich gleich darauf bewahrheitete, als sich das Bündel in eine jugendliche Twi’lek verwandelte, die sich katzenhaft streckte und ungeniert gähnte. „Morgen, Jorr“, murmelte sie und rieb sich die Augen. „Tjoola“, rief Jorran mit einem deutlichen Unterton von Ärger aus und seine angestrebte Ruhe und Langeweile löste sich schon kurz nach dem aufstehen in Nichts auf. Wie überhaupt meistens, seit das Mädchen ihm sozusagen zugelaufen war.


„Du hast doch wohl nicht die ganze Nacht hier geschlafen? Auch wenn es jetzt draußen sicherer ist, ist das noch lange nicht ungefährlich. Du hättest mich wecken sollen…“ wurde der Twi’lek vorgehalten, die nur mit der pointierten Langeweile, die nur Teenager aufzubringen scheinen, ihre Augen verdrehte und erwiderte: „Hab’ ich ja versucht, aber du bist nicht aufgewacht. Und nachdem du mich das letzte Mal fast über den Haufen geschossen hättest, wollte ich nicht wieder hinten einsteigen.“ Sie erwähnte damit ein Ereignis, das Jorran noch immer ziemlich peinlich war. Leider hatte Tjoola nicht nur mit den üblichen Problemen einer heranwachsenden zu kämpfen, sondern auch mit einer Ryllsüchtigen Prostituierten als Mutter, die sich selten bewusst war, dass sie überhaupt ein Kind hatte. So hatte das Mädchen von klein auf ihre Lektionen auf der Straße gelernt und dazu gehörte auch, wie man anderer Leute Eigentum an sich brachte. So war es ihr nicht weiter schwer gefallen, in Jorrans Wohnung zu gelangen, als sie mal wieder von einem der „Freunde“ ihrer Mutter rausgeworfen wurde und an den einzigen Platz wollte, der ihr sicher vorkam. Sie hatte nur leider nicht damit gerechnet, dass Jorran auf die harte Tour gelernt hatte, dass Leute, die herumschlichen nichts Gutes im Sinn hatten. Er konnte schon stolz darauf sein, die Twi’lek nicht automatisch erschossen zu haben, etwas, wozu ihm jeder seiner Instinkte geraten hatte. Erst schießen, dann damit leben, war das Motto der Häftlinge auf Arktaz IV. So hatte Tjoola sich furchtbar erschreckt, als ihr mit einem mal eine Blastermündung an die Schläfe gedrückt wurde und ihr Jorran in seiner besten „leg’ dich nicht mit mir an“ -Stimme riet, keinen Ärger zu machen. Das war aber noch nichts gegen den Schreck gewesen, der Jorran in die Glieder gefahren war, als ihm klar wurde, wem er da seine Waffe gegen den Kopf hielt. Und während Tjoola das Ereignis mit dem ihr eigenen unverwüstlichem Optimismus als lustige Anekdote behandelte, wurde Jorran immer noch ganz anders, wenn er daran dachte, was hätte passieren können.
„Komm erst mal rein, ich mache dir etwas zu essen“, beendete er daher die Diskussion mit dem sicheren Gefühl, mal wieder den kürzeren gezogen zu haben. Die Aussicht auf Frühstück machte das Mädchen blitzschnell hellwach und genauso schnell war sie an ihm vorbei in das Café geflitzt und saß an der Theke. Es kam Jorran schon logisch vor, dass man eine ganze Menge zu sich nehmen musste, um so viel Energie verbrauchen zu können wie Tjoola, aber die traurige Wahrheit war, dass sie ganz einfach zu Hause nichts bekam. Bevor sie mehr oder weniger beim ihm eingezogen war, hatte sie alles entweder stehlen oder erbetteln müssen, deshalb schlang sie jetzt immer noch alles essbare mit Begeisterung herunter. Das wieder machte sie zu einem ausgezeichneten Opfer für Jorrans kulinarische Experimente.
Etwas langsamer folgte er ihr und begab sich in die Küche, wo er sich ein Handtuch über die Schulter und den Ofen anwarf. „Bring mir ein paar Kuon und etwas Tjak-Soße“, rief er durch die Durchreiche Tjoola zu. Die Vorratskammer hatte sich in das unangefochtene Reich der Twi’lek verwandelt. Die Hälfte wurde von ihrem Bett und ihren Sachen, die andere Hälfte von den Nahrungsmittelvorräten eingenommen, aber nur noch Tjoola wusste, wo sich was befand und hatte sich schon dadurch unverzichtbar gemacht. Zu ihrer Verteidigung musste man sagen, dass sie dafür auch immer genau wusste, wie viel wovon er vorrätig hatte und darin zuverlässiger war als seine elektronische Vorratshaltung.
Kurz darauf erschien das Mädchen in der Küche, drückte ihm die gewünschten Dinge in die Hand und sah ihm ansonsten beim kochen über die Schulter, etwas, was er bei keinem anderen tolerierte. Es war schon erstaunlich, wie sie es geschafft hatte, sich in sein Leben zu schleichen und auch noch zu dem wichtigsten Menschen darin zu werden. Dass er das am Anfang nicht unbedingt begrüßt hatte, hieß nicht, dass er es bereuen würde.
Dabei war ihr erster echter Kontakt alles andere als viel versprechend gewesen. Als noch Filliz die Station leitete und allgemeines Chaos herrschte, hatte zwar Jorran wie alle anderen auch Schutzgeld an verschiedene Leute bezahlt, aber darüber hinaus zwei einfache Regeln gepflegt, die sein Café zu einem der angenehmeren Orte gemacht hatte. Erstens; jeder war willkommen. Zweitens, wer Ärger oder krumme Geschäfte in seinem Laden machte, flog raus und kam nicht wieder rein. Besonders letztere Regel hatte er eisern durchgesetzt, was bei manchen halbstarken Unruhestiftern zu unangenehmen Überraschungen und gebrochenen Nasen gesorgt hatte.


Als Tjoola angefangen hatte, regelmäßig sein Lokal zu besuchen, hatte er sie scharf im Auge behalten. Das Mädchen hatte davon aber nichts bemerkt und so hatte sie es nicht fassen können, dass Jorran sie schweigend am Kragen gepackt und an die Luft gesetzt hatte, nachdem das Portemonnaie ihres Nachbarn in ihre Hand gewandert war. Es hatte Jorran zwar etwas leid getan, als Tjoola echte Angst zeigte, weil sie von einem der wenigen Orte verbannt wurde, an denen sie sich nicht fürchten musste, aber er hatte sich gesagt, dass er keine Ausnahme machen könnte.
Damit hätte das Kapitel Tjoola für ihn abgeschlossen sein können, doch einige Tage später passierte er eine dunkle Ecke, in der einige dunkle Gestalten gerade ein junges Mädchen belästigten. Er hätte, wie üblich, weitergehen und das ganze ignorieren können, aber aus irgendeinem Grund hatte er es nicht getan. Die Übeltäter hatten es natürlich für einen Witz gehalten, dass er ihnen befahl, Tjoola in Ruhe zu lassen, mit einigen lässigen Sprüchen gekontert und sich gleich darauf mit mittelschweren Blessuren verzogen. Ein Aufenthalt auf Arktaz IV lehrte einen Kämpfen eben gründlicher als jede Militärakademie. Aber die zwielichtigen Gestalten in die Flucht zu schlagen, war noch leicht gewesen. Was sollte er dann mit einem weinenden Mädchen anfangen, dass er nun schlecht in der Gasse hätte sitzen lassen können? Seine Erfahrung mit Kinder beschränkte sich darauf, dass er von ihrer Existenz wusste, aber sich um eines zu kümmern, das wäre ihm nie im Leben eingefallen. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, hatte er seine eiserne Regel ausnahmsweise ausgesetzt und die jungen Twi’lek erstmal in sein Café befördert, wo sie etwas heißes zu trinken und etwas zu essen bekam. Trotz schwerer Bedenken hatte er ihr erlaubt, diese Nacht in seinem Hinterzimmer zu verbringen und fest damit gerechnet, dass er am Morgen um einige wertvolle Dinge erleichtert wäre. Weit gefehlt. Als er nach dem Aufstehen nach unten ging, war Tjoola schon dabei, den Boden zu wischen und die Tische zu putzen. Und das setzte sie in den nächsten Wochen fort. Sie half, wo sie konnte und alle Versuche Jorrans, sie loszuwerden, perlten an ihr ab. Und wie es mit allen Dingen geht, nach einer Weile hatte er sich an sie gewöhnt und nach noch längerer Zeit hatten sie eine komplizierte Beziehung irgendwo zwischen Freundschaft und Vater/Tochter geknüpft. Inzwischen verbrachte Tjoola fast all ihre Zeit mit ihm und nicht mit ihrer Mutter, nur ab und zu kehrte sie für einige Zeit „nach Hause“ zurück, obwohl doch das Café weitaus mehr ihre Heimat geworden war.
Was er am Anfang als eine Last empfunden hatte, hatte sich als Segen herausgestellt. Auch wenn Tjoolas Mundwerk und ihre Nebenbeschäftigung als Taschendieb (woran sie Jorran natürlich immer zu hindern versuchte- zwecklos natürlich) sie immer wieder in Ärger brachten, aus dem Jorran sie dann wieder herausholen musste, war er doch froh, dass sie sich hartnäckig an ihn geheftet hatte und ihm den überzeugten Einzelgänger nicht abgenommen hatte. Mehr als einmal hatte sie ihn vor wirklich schlimmen Nächten bewahrt. Nicht, dass er mit ihr wirklich über seine Vergangenheit sprach- auch wenn sie davon mehr wusste, als sonst jemand auf der Station- aber mit einer Sensibilität, die man ihr kaum zutraute, schien sie es zu wissen, wenn es ihm wirklich dreckig ging und erfand immer neue Mittel, um ihn abzulenken.
Es war schon verrückt, wenn er von sich selbst als eine Art allein erziehender Vater dachte, ging es ihm durch den Kopf, während er Tjoola einen Teller in die Hand drückte und damit dafür sorgte, dass sie mit Rekordgeschwindigkeit an der Theke saß. Aber so war es eben gekommen. Aber kam es nicht immer so, wie man es am wenigsten erwartete? fragte er sich müßig weiter und rang gleichzeitig darum, dem Servierdroiden doch noch einen Lebensfunken abzuringen. Tjoola, die keine Minute gebraucht hatte, um den Teller zu leeren und sauber abzulecken, beobachtete seine Bemühungen.
„Woher hast du die eigentlich? Aus dem Knast oder von deiner Piratenzeit?“ fragte sie dann so unvermittelt und direkt, wie sie es gerne tat und meinte damit eine breite Narbe auf seiner Wange. Eine aus seiner Sammlung, dachte er düster. Pirat zu sein war sehr gut zum Narbensammeln. Seine Strafe auf Arktaz IV abzusitzen war noch besser.


„Aus meiner Piratenzeit“, antwortete er, ohne der Frage auszuweichen. Dass das keinen Sinn hatte, hatte er schon vor einer Weile gelernt. „Ich dachte, du warst nur der Schiffskoch?“ hakte Tjoola nach, die an dem Thema Gefallen gefunden hatte. Damit hatte sie im Prinzip recht. Als junger Mann hatte Jorran eine recht naive Vorstellung davon gehabt, was das Leben als Freibeuter bedeutete und so war er am Anfang etwas enttäuscht gewesen, als man ihn mir nichts dir nichts auf den Posten des Schiffskochs schob. Später war er manchmal darüber froh gewesen. Nicht nur, dass viele der unangenehmeren Pflichten an ihm vorbeigingen, er stellte darüber hinaus auch noch fest, dass er gerne kochte.
Doch ob man Koch war oder Mechaniker, wenn geentert wurde, musste jeder ran. Und so hatte er auch seinen Anteil am Töten gesehen, aber die Narbe hatte ihm zuletzt sein Captain beigebracht, der natürlich wie alle Piratencaptains ein sadistisches Schwein gewesen war und ständig Crewleute für echte oder eingebildete Feigheit bestraft hatte. So auch ihn.
„Meinst du, es ist leicht, auf einem Piratenschiff Koch zu sein?“ stellte er nur eine Gegenfrage. Normalerweise hätte sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen, aber Tjoola war etwas anderes eingefallen. „Hast du eigentlich einen Schatz versteckt? Muss man dass nicht als Pirat machen?“ fragte sie und ein Leuchten trat in ihre Augen. Wahrscheinlich sah sie schon Berge von Kredits und unbezahlbaren Kulturartefakten vor sich. Unwillkürlich musste Jorran lachen. „Klar“, antwortete er. „Natürlich habe ich etwas auf die Seite gelegt.“ Eine Sicherheitsvorkehrung, die ihm von den älteren Piraten eingeschärft worden war. So verlockend es auch war, alles gleich zu verprassen, man wusste nie, ob man nicht morgen hinter Gittern saß und das Geld dringend brauchte.
„Wirklich?“ Tjoolas Begeisterung wuchs. „Hast du es versteckt? Wo?“
„Du sitzt drin“, erwiderte er nur und konnte ein Grinsen über ihren empörten Gesichtsausdruck nicht unterdrücken. „Ich habe den Laden dafür gekauft.“
„Ach so.“ Ihr Interesse erlahmte wieder, jetzt, wo Creditberge in weite Ferne rückten. Tatsächlich sparte Jorran immer noch, oder besser, wieder, damit Tjoola später einmal ein vernünftiges Leben führen konnte, selbst ein Geschäft aufmachen oder was auch immer. Leider glaubte er, dass sie sich von den gleichen naiven Träumen nach Abenteuern würde verführen lassen würde wie er. Auf jeden Fall wollte er ihr einen besseren Start verpassen als er selbst ihn gehabt hatte. Sie würde nicht auf einem drittklassigen Piratenschiff anheuern müssen, nur um von einem einsamen Farmplaneten wegzukommen…
„Wann bringst du mir bei, zu kämpfen?“ unterbrach Tjoola schon wieder seine Gedanken und leitete so ein Spiel ein, dass sie jeden Tag spielten, seit sie gesehen hatte, wie er die finsteren Gestalten, die sie belästigt hatten, mit Leichtigkeit fertig gemacht hatte. Sie fragte ihn und er lehnte ab. Sie glaubte immer noch, er würde sich eines Tages erweichen lassen, aber er blieb in diesem Punkt hart. Tjoola war schon so selbstbewusst genug, wenn sie das trügerische Gefühl hatte, sich verteidigen zu können, würde sie sich für unbesiegbar halten. Was letztlich für sie gefährlicher war, als sich nicht verteidigen zu können.
Deswegen entgegnete er nur: „Lerne lieber, wegzulaufen. Das ist am sichersten.“ Der unvermeidliche Protest wurde durch das Geräusch der Tür abgekürzt. Der erste Dockarbeiter kam herein, rieb sich die Hände, nickte ihm müde zu und setzte sich auf seinen Stammplatz.
„Kümmere du dich um den Droiden, ich muss in die Küche“, ordnete Jorran an, froh, der Diskussion entkommen zu sein.
Froh, sie überhaupt führen zu können. Und trotz allem, froh, da zu sein, wo er war.
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